Nord – Mitte – West
In der Tat stehen die drei Kompositionen auch dann für regionaltypische Klangfarben, wenn man von der Überformung durch die jeweilige Epoche absieht. So wird man in gewisser Weise Bachs f-moll-Werk eher mit einer Sonate von Rheinberger oder einem Reger-Werk vergleichbar finden können als mit den beiden anderen Stücken des Konzerts.
Ebenso wird man leicht Gemeinsamkeiten zwischen den Franzosen Langlais und Clérambaults finden, obwohl auch hier Jahrhunderte dazwischen liegen.
Und schließlich kann man in Werken von Niels W. Gade, Emils Sjögren oder Jean Sibelius ebenso unmittelbar das Besondere der nordischen Landschaft oder Atmosphäre spüren wie bei dem Schweden Lindberg.
Dieses Konzert möchte nun also nicht so sehr die Gemeinsamkeiten verschiedener Komponisten aus derselben Region Europas aus verschiedenen Epochen vorstellen, sondern dem geneigten Hörer eher die Unterschiede dreier Regionalstile auch unabhängig von den Zeitepochen wahrnehmbar machen. Der Zuhörer mag sich also fragen, wenn es ihm/ihr nicht ohnehin sofort aufscheint, wodurch denn wohl so ein Regionalstil charakterisiert ist und wie man dementsprechend die Unterschiede beschreiben könnte.
Jedem Besucher steht es natürlich vollkommen frei, die drei spannenden Stücke je für sich zu genießen und sich an der Verschiedenheit und Vielfalt der Klänge und Kompositionsweisen zu erfreuen, ohne tiefschürfende Analysen zu versuchen oder sich näher auf den vom Titel nahegelegte Blickwinkel einzulassen.
Dr. Martin Patzlaff