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Samstag, 9. Mai 2015 – 18 Uhr

Martin Forciniti, Kasssel

Musik im jüdischen Kulturkreis

Text 1

Moritz Deutsch (1818 – 1892)

1. Präludium c-Moll
aus 12 Präludien nach alten Synagogenintonationen

12. Präludium c-Moll/C-Dur
aus 12 Präludien nach alten Synagogenintonationen

Josef Löw (1834 – 1886)

Allegro maestoso (Nr. 7) aus 10 Improvisationen, op. 541

Text 2

Josef Löw

Drei Tonstücke op. 297

  1. Elegie
  2. Impromtu
  3. Romanze

Josef Löw

Träumerei op. 255

Text 3

Louis Lewandowski (1821 – 1894)

Neujahrgesang. Socharti loch
(Ich gedenke dir die Holdseligkeit deiner Jugend)
Zur Trauung
aus Synagogenmelodien op. 47

Louis Lewandowski

Stilles Gebet
aus Fünf Stücke op. 46

Louis Lewandowski

Hebräische Weisen, op. 45

Texte aus: Eva M Schulz-Jander, Von Kassel nach Haifa – Die Geschichte des glücklichen Juden Hans Mosbacher – , Kassel 2008

Konzert am 2. Mai 2015

Der Mai

Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,
aus seiner Kutsche grüßend über Land.

Es überblüht sich, er braucht nur zu winken.
Er winkt. Und rollt durch einen Farbenhain.
Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken.
Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.

Die Apfelblüten hinterm Zaun erröten.
Die Birken machen einen grünen Knicks.
Die Drosseln spielen auf ganz kleinen Flöten
das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.

Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle.
Wir zieh’n den Hut. Die Kutsche rollt vorbei.
Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle.
O, gäb’ es doch ein Jahr aus lauter Mai!

Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann wehtun. Auch der Mai tut weh.

Er nickt uns zu und ruft: „Ich komm ja wieder!“
Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.
Er grüßt die Hügel und er winkt dem Flieder.
Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.

Erich Kästner