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Konzert am 22. April 2017

Nord – Mitte – West

In der Tat stehen die drei Kompositionen auch dann für regionaltypische Klangfarben, wenn man von der Überformung durch die jeweilige Epoche absieht. So wird man in gewisser Weise Bachs f-moll-Werk eher mit einer Sonate von Rheinberger oder einem Reger-Werk vergleichbar finden können als mit den beiden anderen Stücken des Konzerts.
Ebenso wird man leicht Gemeinsamkeiten zwischen den Franzosen Langlais und Clérambaults finden, obwohl auch hier Jahrhunderte dazwischen liegen.
Und schließlich kann man in Werken von Niels W. Gade, Emils Sjögren oder Jean Sibelius ebenso unmittelbar das Besondere der nordischen Landschaft oder Atmosphäre spüren wie bei dem Schweden Lindberg.

Dieses Konzert möchte nun also nicht so sehr die Gemeinsamkeiten verschiedener Komponisten aus derselben Region Europas aus verschiedenen Epochen vorstellen, sondern dem geneigten Hörer eher die Unterschiede dreier Regionalstile auch unabhängig von den Zeitepochen wahrnehmbar machen. Der Zuhörer mag sich also fragen, wenn es ihm/ihr nicht ohnehin sofort aufscheint, wodurch denn wohl so ein Regionalstil charakterisiert ist und wie man dementsprechend die Unterschiede beschreiben könnte.

Jedem Besucher steht es natürlich vollkommen frei, die drei spannenden Stücke je für sich zu genießen und sich an der Verschiedenheit und Vielfalt der Klänge und Kompositionsweisen zu erfreuen, ohne tiefschürfende Analysen zu versuchen oder sich näher auf den vom Titel nahegelegte Blickwinkel einzulassen.

Dr. Martin Patzlaff

Konzert am 8. April 2017

PERGOLESI • STABAT MATER

Stabat mater dolorosa, Cujus animam gementem, O quam tristis et afflicta, Quae moerebat et dolebat, Quis est homo, Vidit suum dulcem natum, Eja mater fons amoris, Fac ut ardeat cor meum, Sancta mater istud agas, Fac ut portem Christi mortem, Inflammatus et accensus, Quando corpus morietur, Amen!

Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736) schrieb 1736 sein letztes Werk, das »Stabat mater«, unter dem Eindruck der Tuberkulose, an welcher er im Alter von nur 26 Jahren verstarb. »Stabat mater« – das Requiem der Muttergottes für ihren gekreuzigten Sohn – schildert in stark emotionalen Worten die Passionsgeschichte aus der Sicht Marias, zeigt ihr Leiden am Fuß des Kreuzes und lässt uns an ihrem Schmerz teilhaben. Der bittersüße melodische Gesang verwandelt sie in eine menschliche Figur und lässt ihren mittelalterlichen Charakter, der sie zum Mysterium macht, vergessen. Und so prägen eine direkte, starke Empfindsamkeit und eine galante Schlichtheit dieses in Todesnähe entstandene Werk.

Stabat mater war im 18. Jahrhundert das am häufigsten gedruckte Musikstück und hat zahlreiche Bearbeitungen erfahren (darunter 1781 eine Übersetzung von Christoph Martin Wieland).[1] Johann Sebastian Bach etwa adaptierte es durch Unterlegung eines neuen Textes nach Psalm 51 (Tilge, Höchster, meine Sünden, BWV 1083) für den evangelischen Gottesdienst, Georg Joseph Vogler analysierte und „verbesserte“ das Werk in seiner Kurpfälzischen Tonschule (1778–1781), und Antonio Salieri und Franz Xaver Süßmayr erstellten Ende des 18. Jahrhunderts für die Wiener Hofkapelle eine reicher instrumentierte Version mit vierstimmigem Chor, die 1843 noch einmal von Otto Nicolai überarbeitet wurde.

Die originale Fassung für zwei Solostimmen (Sopran und Alt), hat sich erst im Zuge der Alte-Musik-Bewegung wieder durchgesetzt.

Hermann Wilhelmi interpretiert Toccaten, Fantasien und Choralbearbeitungen für Orgel von Johann Pachelbel (1653-1706)