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Konzert am 14. März 2015

Texte von Händels Arien
von Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)

Das zitternde Glänzen der spiegelnden Wellen
Versilbert das Ufer, beperlet den Strand.
Die rauschenden Flüsse, die sprudelnden Quellen
Bereichern, befruchten, erfrischen das Land,
Und machen in tausend vergnügenden Fällen
Die Güte des herrlichen Schöpfers bekannt.

Singe, Seele, Gott zum Preise,
Der auf solche weise Weise
Alle Welt so herrlich schmückt.
Der uns durchs Gehör erquickt,
Der uns durchs Gesicht entzückt,
Wenn er Bäum’ und Feld beblümet,
Sei gepreiset, sei gerühmet.

Meine Seele hört im Sehen,
Wie, den Schöpfer zu erhöhen,
Alles jauchzet, alles lacht.
Höret nur,
Des beblümten Frühlings Pracht
Ist die Sprache der Natur,
Die uns deutlich durchs Gesicht,
Allenthalben mit uns spricht.

In den angenehmen Büschen
Wo sich Licht und Schatten mischen
Suchet sich in stiller Lust
Aug und Herze zu erfrischen.
Dann erhebt sich in der Brust
Mein zufriedenes Gemüte
Und lobsingt des Schöpfers Güte.

Flammende Rose, Zierde der Erden,
Glänzender Gärten bezaubernde Pracht;
Augen, die deine Vortrefflichkeit sehen,
Müssen vor Anmut erstaunend gestehen,
Dass dich ein göttlicher Finger gemacht.

Konzert am 24. Januar 2015

Eisblumen

Mein kahles Fenster hat über Nacht
ein weißes Gespinst bekommen.
Trüb und verschwommen
erschien der Morgen, als ich erwacht,
und ich fuhr mir benommen
mit der Hand übers Gesicht.
Das dunkle Dämmerlicht
machte mich beklommen,
sodass ich aufschrak und nach dem Fenster sah:
Das war mir plötzlich zum Greifen nah,
und ich gewahrte die weiße Pracht
der Eisblumen – ihren kristallenen Schimmer –
und konnte mich nimmer
losreißen von diesem Zauberbild:
Wie das Licht so gedämpft und mild
Durch die Scheiben quoll!
Wundersam wurde mein Ängsten gestillt,
und ein Ahnen erfüllte mein Herz:
Ist nicht der Schmerz
Nur deshalb in der Welt,
dass er mit seinen kalten Kristallen
die Wunden verschlossen hält,
aus denen wir verbluten müssten
und mir war, als ob die Blumen darum wüßten,
und in mir war seliges Wohlgefallen.

Helmut Metzker

Manchmal

Auch sitze ich manchmal
und male krumme Linien aufs Papier;
und ich denke mir
nichts dabei –
sitze nur und male, male …
male nur; und wie vom goldnen Strahle
eines Knabenlächelns zart umwoben
schau ich meinem Malen zu. –
Und ich freue mich
an dem leichtbeschwingten Gleiten
meiner Hand!
Und es ist mir
wie ein wundersames Schreiten
in ein fernes, unbekanntes Land
voller Ewigkeiten …
Und ich freue mich
an den krausen, rätselhaften Schlingen –
und ich weiß
auf einmal von den letzten Dingen,
dass sie krauser nicht und rätselhafter sind,
wenn du ihnen wie ein gläubig frohes Kind
gegenüberstehst –
und wieder bin ich Kind
wie vor Zeiten
und male krumme Linien aufs Papier
und denke mir
nichts dabei…
und leise zieht vor meiner Seele
– wie ein Wunder –
das Leben vorbei.

Helmut Metzker

Wunsch

Ich möchte einmal ausruhn von den Menschen
und allen Dingen um mich her
und eine Zeit verbringen
wie von ungefähr
ein Knabe es im Sommer tut,
wenn er im hohen Grase ruht
und nur den Himmel und die Wolken sieht,
wie dort ein Bussard seine Kreise zieht
und sich die Ähren neigen tief und schwer.
So möchte ich einmal alles um mich her
vergessen und versinken lassen
bis zum tiefsten Grund,
um dann von Neuem zuzufassen –
frisch und gesund.

Helmut Metzker