Klaviermusik von Komponistinnen
Die Pianistin Claudia Meinardus beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Kompositionen aus weiblicher Hand. Sie wird Werke von drei bedeutenden Komponistinnen der Romantik spielen: Variationen op. 17 von Luise Farrenc, die Sonate brillante c-moll von Delphine von Schauroth sowie einige Präludien von Louise Adolpha Le Beau. Alle drei Frauen waren sehr gut ausgebildet als Komponistinnen, in ihrer Zeit bekannt und anerkannt, und wagten sich auch an große Formen wie Sonaten, Trios, Quartette, Quintette , Sinfonien und Oratorien, welche zu ihren Lebzeiten, teilweise mit sehr großem Erfolg, aufgeführt wurden. Die hier vorgestellten Kompositionen zeugen von hohem kompositorischen Können, Einfallsreichtum und einer ganz individuellen Tonsprache.
Louise Farrenc (1804 – 1875), geborene Dumont, wuchs in einem künstlerischen Umfeld in Paris auf. Prägende Lehrer waren u.a. Antonin Reicha, Professor für Fuge und Kontrapunkt am Pariser Conservatoire, sowie der berühmte Klaviervirtuose Johann Nepomuk Hummel. Gemeinsam mit ihrem Mann Aristide Farrenc, Flötist, Musikverleger und Musikschriftsteller, gibt sie das 20-bändige Sammelwerk alter und neuer Klaviermusik, den „Trésor des pianistes“, heraus. Sie wagt sich als eine der ersten Frauen auch an große Formen, schreibt Ochesterouvertüren sowie drei Sinfonien, die sehr gut rezensiert werden. Über die 1835 komponierte Air russe varié schreibt Robert Schumann 1936 in seiner „Neuen Zeitschrift für Musik“: „Legte mir ein junger Komponist Variationen wie die von Louise Farrenc vor, so würde ich ihn darum sehr loben, der günstigen Anlagen, der schönen Ausbildung halber, woran sie überall Zeugnis geben….Kleine, saubere, scharfe Studien sind es…, so sicher im Umriss, so verständig in der Ausführung, so fertig mit einem Worte, dass man sie lieb gewinnen muss, um so mehr, als über ihnen ein ganz leiser romantischer Duft fortschwebt….“.
Delphine von Schauroth (1813 – 1887) erhält schon im Kindesalter Klavierunterricht bei dem berühmten Pianisten und Lehrer Friedrich Kalkbrenner. Sie konzertiert in ganz Europa. 1830 trifft sie Felix Mendelssohn in München, der von ihrer pianistischen Begabung und ihrer künstlerischen Ausstrahlung sehr angetan ist. Er widmet ihr – was sehr selten vorkommt – sein brillantes Klavierkonzert op. 25 sowie das venezianische Gondellied op. 19/2. Bis ins hohe Alter konzertiert sie, wobei neben Bach, Mozart, Beethoven, Weber und Hummel vor allem zeitgenössische Komponisten wie Kalkbrenner, Moscheles, Hertz, Mendelssohn und Chopin auf ihrem Programm stehen. Leider gelten viele ihrer Kompositionen als verschollen. Die Sonate brillante in c-moll wurde 1834 in Wien beim Verlag Anton Diabelli herausgegeben, da war die Komponistin gerade einmal 21 Jahre alt! Sie ist ein groß angelegtes, hoch virtuoses und kühnes Werk, das in seiner formalen und harmonischen Anlage von ihrer guten Ausbildung zeugt und erahnen lässt, welche Brillanz ihr Klavierspiel gehabt haben muss.
Louise Adolpha Le Beau (1850 – 1927) wird gezielt auf eine Laufbahn als Musikerin vorbereitet. Die Eltern reisen mit ihr nach Wien, Augsburg, Basel und Heidelberg, wo sie erfolgreich als Pianistin auftritt. Auf Empfehlung von Hans von Bülow geht sie nach München zu Joseph Rheinberger, dem anerkannten Lehrmeister für Formen, Kontrapunkt und Harmonielehre. Er lobt ihre Kompositionen als „männlich, nicht wie von einer Dame komponiert“. Mit ihren Violoncellostücken erhält sie bei einem internationalen Kompositionswettberwerb, als einzige weibliche Teilnehmerin, den ersten Preis. Sie komponiert auch große Formen, ihr Oratorium Ruth op. 25 wird mehre Jahrzehnte lang auf zahlreichen europäischen Bühnen gespielt. Um mehr Frauen eine gute Ausbildung zu ermöglichen, gründet sie eine Ausbildungsstätte in München für junge Musikerinnen, in der sie auch selbst engagiert unterrichtet.